Blattläuse mit Strategie

Gestern habe ich von Schlupfwespen erzählt, die sich unter meine Blattlausplage gemischt haben und die Kolonien von innen dezimieren. Ebenfalls entdeckt hatte ich auch eine Art Käfer, die aussehen wie kleine Monster. Bei den kleinen Monstern handelt es sich um Larven vom Asiatischen Marienkäfer.

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Asiatische Marienkäferlarve sucht die letzten Blattläuse auf dem Salbei

Der Asiatische Marienkäfer ist in den 80er Jahren wegen seines enormen Blattlaushungers eingesetzt worden. Weil sich so kleine Tierchen schwerlich in Gewächshäusern einsperren lassen, kamen die ersten Exemplare irgendwann in freier Wildbahn vor. Ab den 2000er Jahren auch in Europa, vor allem Mitteleuropa. Die Invasion lässt sich nicht mehr umkehren. Als Kollateralschaden bleiben die klassischen Marienkäfer auf der Strecke. Ihre Verbreitung hat stark abgenommen. Woran das aber genau liegt, weiß man noch nicht so recht. Zwar kämpfen die Larven um Futterplätze, aber zumindest auf meinem Balkon wäre genug Futter für alle. Und ich meine auch mindestens eine einheimische Larve entdeckt zu haben.

Seltsamerweise haben die Marienkäfer ihre Eier ausgerechnet in die Erdbeeren gelegt. Dort gibt es aber keine Blattläuse. Die Futtergründe in Paprika sind viel ergiebiger. Ich schaute einer Larve zu, wie sie von Blatt zu Blatt rannte und in ihrem Erdbeerbusch irgendwie nicht zur Ruhe kam. Da habe ich sie auf eine Paprika gesetzt. Ich sollte Karriere als Käferflüsterer machen. Die Larve hat sich direkt auf die ersten Blattläuse gestürtzt und sie aufgefressen. Die infizierten Ballonläuse der Schlupfwespe schienen nicht auf ihrem Speisezettel zu stehen.

Es war ganz interessant dem Tierchen bei der Arbeit zuzusehen. Auf dem Nachbarblatt rannte zum gleichen Zeitpunkt eine emsige Schlupfwespe von Blattlaus zu Blattlaus und stach jedes Wirtstier einmal kurz an. Eiablage im Sekundentakt. Und dann passierte etwas sonderbares. Nach dem Marienkäferlarve die ersten Läuse verspeist hatte, wanderten alle Läuse ab! Nach ein paar Sekunden war das Blatt fast unbewohnt. Ein paar Schwerhörige, die vom Aufbruch nichts mitbekommen haben, endeten als Larvensnack. Die letzten beißt der Käfer.

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Asiatische Marienkäferlarve hat alle Blattläuse vom Blatt vertrieben

An der Nachbarpflanze war ein Blatt abgefallen, das ebenfalls mit Blattläusen übersät war. Ich nahm es in die Hand, betrachtete es eine Weile, und zerdrückte dann an einer Stelle ein paar Läuse. Sofort machten sich die anderen auf den Weg zu Blattstiel, um die Gefahrenzone zu verlassen. Das hat ihnen natürlich nichts genützt.

Dennoch bin ich einigermaßen erstaunt, dass diese kleinen Plagegeister tatsächlich Strategien verfolgen. Nur bei der Schlupfwespe scheinen sie keine zu haben. Zumindest wandern die Minisoldaten unbehelligt von Laus zu Laus und legen in jede ein Ei. Hoffentlich lassen sie dem Marienkäfer ein paar übrig.

Bodyguard für Paprika

Vor einem Jahr habe ich mich um Bienen und Hummeln gesorgt, die trotz reichlich geschmückten Balkon ausblieben. Nachdem ich gelernt hatte, dass es viele Blumen gibt, die nur hübsch aussehen, aber weder Nektar noch Pollen bereitstellen, habe ich für dieses Jahr eine andere Bepflanzung gewählt.

Bienen und Hummeln lassen sich wieder nicht blicken. Im Februar und März habe ich ab und zu mal eine Hummel in der Winterheide beobachtet. Aber obwohl der Balkon seit Januar ständig Blüten bietet, kommt niemand vorbei. Zumindest niemand willkommenes. Denn obwohl der gedeckte Tisch noch nicht im Navi der Nützlinge eingetragen ist, hat sich wohl irgendwann mal eine Blattlaus hier verirrt. Vermutlich waren es aber auch mehrere und stammten aus der Kolonie, die meine Paprika im Winterquartier dezimiert haben. Denn als ich die Geduld mit dem Frühling und den Läusen verloren hatte, habe ich die Pflanzen einfach nach draußen gestellt. Die Pflanzen haben es so eben überlebt – die Blattläuse wohl auch.

Besonders eine Paprika hat es erwischt und ich mache mir langsam Sorgen, dass mein Sonnenregal zu einer Blattlausbrüterei verkommt. Mit „natürlichen“ Gift auf Niembaumbasis will ich nicht mehr spritzen. Die Zitronenbäume sind zwar seit einem halben Jahr Milbenfrei – dafür kleben die Blätter immer noch. Sie sind die reinsten Staubfänger. Auch die Gewitter der letzten Tage mit kräftigen Regengüssen konnten dem Ölfilm nichts anhaben. Steter Tropfen hölt den Stein, hoffe ich.

Die bewerteste Methode ist immer noch die mechanische. Sie ist auch besonders befriedigend, da man ja mit der Zeit schon eine geladene Emotion zu den Blattläusen aufbaut. Vor einer Woche zerdrückte ich wieder eine Kolonie und entdeckte zwischen den Plagegeistern eine kleine Fliege. Sie war kaum länger als eine Blattlaus, dafür aber viel schmaler. War das etwa eine Art von Schlupfwespe?

Ein paar Tage früher hatte ich in der „Nützlinge im Garten“ App geblättert. Das Bildmaterial ist etwas verpixelt, die Texte nicht sehr ausführlich. Aber Nützlinge sind mit Schädlingen verknüpft. Man kann so ganz leicht herausfinden, wer zum Beispiel gerne Blattläuse frisst. Oder eben infiziert. Und in dieser Liste stand auch die Schlupfwespe.

Die mechanische Bekämpfung der Blattläuse habe ich bis auf weiteres eingestellt. Die Aggression ist auch der Neugier gewichen. Gestern entdeckte ich dann komische gelbe Pickel auf der besonders befallenen Paprika. Kriegt die Pflanze jetzt Ausschlag? Oder hat ein Marienkäfer Eier in die Kolonie gelegt? Eine kurze Recherche ergab, dass das keine Pickel oder Eier waren, sondern mumifizierte Blattläuse.

infizierteBlattlaus

Mumifizierte Blattläuse neben schwer zu erkennenden lebenden Blattläusen

Die Schlupfwespe ist winzig, kann aber bis zu 500 Blattläuse mit jeweils einem Ei inifizieren. Die Blattläuse blähen sich auf und werden als Mumie von innen aufgefressen. Ist von der Blattlaus nur noch eine Hülle übrig, schlüpft daraus die nächste Schlupfwespengeneration. Und die fühlt sich bei mir hoffentlich so wohl, dass sie gleich eine neue Familie gründet. Es krabbeln nämlich noch genügend Kinderstuben herum.

DIY : Sonnenregal

Mit jedem Gartenjahr wächst die Menge an Ideen, die man gerne im Grünen verwirklichen möchte. Der Fantasie sind keine Grenzen gesteckt – bis zum Nachbargrundstück. Irgendwann passt kein Apfelbäumchen, das mal eine Fallobstwiese begründen soll, auf das Grundstück. Oder die Terrasse lädt nicht mehr zum Sonnen und Verweilen ein, wenn man noch einen Orangenbaum zu der Zitrone, der Grapefruit und den beiden Limetten stellt. In diesen Dimensionen sind meine Platzprobleme nicht. Ich bin Balkongärtner. Da stellen sich schnell Fragen wie: Wo kann ich das Töpfchen noch hinstellen, damit es noch Sonne bekommt aber niemandem den Weg versperrt?

Hinstellen ist bei uns sowieso keine gute Idee, weil wir einen Vollbalkon haben. Das heißt, alles muss im Grunde schonmal 80 cm hoch stehen, um überhaupt in den Dauergenuß von Sonnenschein zu kommen. Oder aber man stellt es an die Hauswand, dort kommt die hohe Nachmittagssonne hin.

Irgendwann kam ich dann auf den Gedanken, dass ich meine Schätze in die Höhe stapeln müsste. Ein Blumenregal. Aber mit großen Fächern, damit auch ja genug Sonne hinein kommt. Also kein Lagerregal mit 30 cm Platz pro Fach. Einige Wochen habe ich hin Prospekte und Anzeigen durchsucht. Aber anscheinend gibt es Blumenregale nur um die 100 €. Manchmal für 80 €. Schön sind die dann aber nicht und mit dem Sonne Einfangen klappt das auch nicht so richtig. Oder sie passen von den Maßen nicht. Also: selbst wenn ich so viel Geld für ein Regal ausgeben wollen würde: so wie ich mir das vorstelle, sähe es trotzdem nicht aus.

Dann selber bauen. Zuerst habe ich mir die Maße überlegt und habe mir daraufhin einen Einkaufszettel geschrieben. Man braucht:

  • 4 Kanthölzer (für die Regalstelzen)
  • 3 Regalbretter
  • 12 Winkel
  • Holzlack

Wegen dem Platzmangel darf das Regal natürlich nicht beliebig groß sein. Die Maße sind: 150 x 20 x 64 cm (H x T x B). Im ersten Baumarkt habe ich die Holzkosten abgeschätzt und kam auf um die 25 €. In dem Baumarkt, in dem ich das Holz nachher kaufte, war das Holz wesentlich teurer ausgeschrieben, hat aber am Ende mit Lack und Zuschneiden doch nur 32 € gekostet. Vielleicht habe ich das Preissystem aber auch nicht verstanden.

Die Regalbretter sind aus einem 2 Meter langem Regalbrett geschnitten. Baumärkte schneiden einem die Hölzer ja schon passend zu. Die exakten Maße also unbedingt vorher überlegen! Der erste Schnitt ist umsonst, jeder weitere 1 €. Am Ende war noch etwas von dem großen Regalbrett übrig. Das habe ich als Plattfüße für die hinteren Stelzen verwendet.Wie man sehen kann, hat der Lack am Ende nicht mehr ganz gereicht und vermutlich gammeln die Füße als erstes weg. Aber es mein erstes Regal, wer weiß, ob das überhaupt so lange hält:

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Regalfüße unter den hinteren Stelzen verhindern das Umkippen

Weil mein Physikverständnis hauptsächlich von meinem Bauchgefühl bestimmt wird (und meine Physikprofessorin gleich in der ersten Vorlesung nachvollziehbar gelehrt hat „Hören Sie nicht auf ihr Bauchgefühl, die Physik tut das auch nicht“), kam mir das Regal auf der Skizze schon ziemlich hoch und kurz vor. Auf die Plattfüße der hinteren Stelzen konnte ich aber eine Steinplatte legen und jetzt erträgt das Möbel jeden Sturm:

regal-steinplatte

Wir hatten noch jede Menge Winkel von Ikeamöbeln übrig, die man eigentlich an der Wand hätte befestigen können. Jetzt halten die Winkel die Regalbretter an den Stelzen. Trotzdem haben die Winkel aus all unseren Ikea-Einkäufen nicht gereicht und ich habe alte Abstandhalter vom Laminatverlegen an die Stelzen genagelt, um dort dann das oberste Brett einfach nur drauf zu legen. Das hat auch geklappt, allerdings empfehle ich das niemandem, denn diese kleinen Abstandshölzer sind verflucht hart. Verwendet lieber dankbarere Hölzchen.

Nach zwei Nachmittagen war das gute Stück fertig und ich bin mächtig stolz drauf (auch wenn es im Nachhinein gar nicht so schwer war):

sonnenregal

Sonnenregal nach Maß

Es passt perfekt in die Ecke ohne das Fenster zu verdecken. Um an der Seite noch Töpfchen mit Alpenerdbeeren zu hängen, habe ich ein paar Streben aus alten Brombeerranken angebracht. Die sind mittlerweile auch mit einem Holzbohrer ausgehölt und warten auf Bewohner, die sich wechselweise den Erdbeerblüten oder der Blattlausplage annehmen. Oben rechts werde ich ein richtige Insektenhotel hin stellen. Weil dort kein Regen, dafür aber Sonne, hinkommt, kann dort sowieso keine Pflanze ohne ständige Zuwendung überleben. Allerdings denke ich noch über ein passendes Design nach. Es sollte am besten nach etwas aussehen und nicht bloß eine Kiste oder Schachtel sein. Eine Figur oder Statue vielleicht, in deren Bauch man Niströhren stecken kann.

Überraschungspflanze

Ab den 1.Mai ist der Frühling da. Sicher, über Pfingsten lassen sich die Eisheiligen hier nochmal kurz nieder. Aber die Balkonsaison ist grundsätzlich da. Die Paprika im Treppenhaus sind groß geworden und tragen schon die ersten Früchte. Die Erbeeren blühen um die Wette und sogar der Zierlauch kommt endlich um die Ecke. Da der Zierlauch aus Blumenzwiebeln wächst, hatte ich ihn eigentlich März/April erwartet. Aber entweder hat er Winterschlaf gehalten oder Zierlauch blüht halt erst Richtung Sommer. Ein Blumenkasten hält sogar 5 Überraschungen bereit: Pflänzchen, bei denen ich mir nicht sicher bin, ob es sich um Unkraut oder ein gescheiterter Aussaatversuch aus dem letzten Jahr gewesen ist.

Unkraut kommt so gut wie gar nicht auf unseren Balkon, daher bin ich mir fast sicher, dass ich diese Pflänzchen selbst gesetzt haben muss. Die Blätter erinnern ein bisschen an Pflaume. Und das hoffe ich auch. Denn in unserem letzten Sommerurlaub stand vor unserer Unterkunft in Slowenien ein interessanter Kirschbaum. Die Kirschen schmeckten wie Pflaumen. Das Fruchtfleisch sah auch aus wie Pflaumenfleisch. Aber von außen sahen die Früchte aus wie Kirschen.

Wir haben ein paar Kerne mitgenommen. Obwohl kein Garten in Sicht ist, ziehe ich schon die Pflanzen, die ich einmal dort unterbringen möchte. Haselnusssträucher, Hibiskushecke, Zitronen und ein Olivenbaum sind teilweise schon mit mir umgezogen und warten mit mir auf den eigenen Garten. Eine Obstwiese hätte ich auch gerne. Da würde sich so ein Pflaumenbaum mit Kirschen gut machen.

Zuhause haben wir die kleinen Pflaumenkerne, die wieder aussehen wie Kirschkerne, in die Blumenkästen gesteckt und gewartet. Aber es kam nichts. Bis jetzt. Vermutlich brauchten die Kerne den Frost im Winter als Startschuss. Auf jeden Fall habe ich jetzt 5 kleine Bäumchen.

kirschpflaume

Überraschungsbaum

Und wie heißt diese Pflanze? Ich habe einfach mal nach „Kirschpflaume“ gesucht – und tatsächlich gibt es einen Baum, der so heißt. Jetzt hoffe ich, dass es auch wirklich Kirschpflaumen sind – und mir am Ende nicht eine Elster sowas langweiliges wie Hagebutten in den Blumenkasten gekackt hat.