Bodyguard für Paprika

Vor einem Jahr habe ich mich um Bienen und Hummeln gesorgt, die trotz reichlich geschmückten Balkon ausblieben. Nachdem ich gelernt hatte, dass es viele Blumen gibt, die nur hübsch aussehen, aber weder Nektar noch Pollen bereitstellen, habe ich für dieses Jahr eine andere Bepflanzung gewählt.

Bienen und Hummeln lassen sich wieder nicht blicken. Im Februar und März habe ich ab und zu mal eine Hummel in der Winterheide beobachtet. Aber obwohl der Balkon seit Januar ständig Blüten bietet, kommt niemand vorbei. Zumindest niemand willkommenes. Denn obwohl der gedeckte Tisch noch nicht im Navi der Nützlinge eingetragen ist, hat sich wohl irgendwann mal eine Blattlaus hier verirrt. Vermutlich waren es aber auch mehrere und stammten aus der Kolonie, die meine Paprika im Winterquartier dezimiert haben. Denn als ich die Geduld mit dem Frühling und den Läusen verloren hatte, habe ich die Pflanzen einfach nach draußen gestellt. Die Pflanzen haben es so eben überlebt – die Blattläuse wohl auch.

Besonders eine Paprika hat es erwischt und ich mache mir langsam Sorgen, dass mein Sonnenregal zu einer Blattlausbrüterei verkommt. Mit „natürlichen“ Gift auf Niembaumbasis will ich nicht mehr spritzen. Die Zitronenbäume sind zwar seit einem halben Jahr Milbenfrei – dafür kleben die Blätter immer noch. Sie sind die reinsten Staubfänger. Auch die Gewitter der letzten Tage mit kräftigen Regengüssen konnten dem Ölfilm nichts anhaben. Steter Tropfen hölt den Stein, hoffe ich.

Die bewerteste Methode ist immer noch die mechanische. Sie ist auch besonders befriedigend, da man ja mit der Zeit schon eine geladene Emotion zu den Blattläusen aufbaut. Vor einer Woche zerdrückte ich wieder eine Kolonie und entdeckte zwischen den Plagegeistern eine kleine Fliege. Sie war kaum länger als eine Blattlaus, dafür aber viel schmaler. War das etwa eine Art von Schlupfwespe?

Ein paar Tage früher hatte ich in der „Nützlinge im Garten“ App geblättert. Das Bildmaterial ist etwas verpixelt, die Texte nicht sehr ausführlich. Aber Nützlinge sind mit Schädlingen verknüpft. Man kann so ganz leicht herausfinden, wer zum Beispiel gerne Blattläuse frisst. Oder eben infiziert. Und in dieser Liste stand auch die Schlupfwespe.

Die mechanische Bekämpfung der Blattläuse habe ich bis auf weiteres eingestellt. Die Aggression ist auch der Neugier gewichen. Gestern entdeckte ich dann komische gelbe Pickel auf der besonders befallenen Paprika. Kriegt die Pflanze jetzt Ausschlag? Oder hat ein Marienkäfer Eier in die Kolonie gelegt? Eine kurze Recherche ergab, dass das keine Pickel oder Eier waren, sondern mumifizierte Blattläuse.

infizierteBlattlaus

Mumifizierte Blattläuse neben schwer zu erkennenden lebenden Blattläusen

Die Schlupfwespe ist winzig, kann aber bis zu 500 Blattläuse mit jeweils einem Ei inifizieren. Die Blattläuse blähen sich auf und werden als Mumie von innen aufgefressen. Ist von der Blattlaus nur noch eine Hülle übrig, schlüpft daraus die nächste Schlupfwespengeneration. Und die fühlt sich bei mir hoffentlich so wohl, dass sie gleich eine neue Familie gründet. Es krabbeln nämlich noch genügend Kinderstuben herum.

2 Gedanken zu “Bodyguard für Paprika

  1. Pingback: Blattläuse mit Strategie | Mapkyc's Blog

  2. Pingback: Nützlingswirtschaft | Mapkyc's Blog

Hinterlasse einen Kommentar